Antiasiatischer Corona-Rassismus in Mitte
Auf einer Rolltreppe in einem Einkaufszentrum im Ortsteil Mitte wird einer als asiatisch gelesenen Frau mehrfach von einer weißen deutschen Frau auf abfällige und anklagende Weise "Corona" hinterhergerufen.
Um gegen Ausgrenzung und Diskriminierung vorzugehen, muss man sie als Problem erkennen. Und man muss beschreiben wem sie passiert, wo sie stattfindet und wie sie funktioniert. Wir veröffentlichen die Vorfälle, die uns gemeldet werden.
Auf einer Rolltreppe in einem Einkaufszentrum im Ortsteil Mitte wird einer als asiatisch gelesenen Frau mehrfach von einer weißen deutschen Frau auf abfällige und anklagende Weise "Corona" hinterhergerufen.
Ein gegen 19.10 Uhr am U-Bahnhof Friedrichstraße in die S-Bahn nach Schönefeld eingestiegener weißer junger Mann setzte sich dicht neben eine junge Frau, obwohl noch andere Plätze, die die Einhaltung eines Abstands geboten hätten, frei waren, rückte noch näher an die erstarrte Frau ran, nahm seine Maske, die er nur Alibi-halber am Kinn baumeln hatte, grinsend ganz ab, beugte sich ganz nah zu hier hin, flüsterte ihr etwas Unverständliches zu und pustete ihr dann ins Ohr und ins Gesicht. Als die sichtlich angewiderte Frau aufstand und sich wegsetzte, stand er auch auf und rief ihr anti-asiatisch rassistische und sexistische Beleidigungen hinterher. Als sich ein Zeuge vor den Belästiger stellte, um zu verhindern, dass er der Frau nachging, und ihn aufforderte, seine „Rassisten-Fresse“ zu halten und eine Maske aufzusetzen, beleidigter er auch den einschreitenden Zeugen u.a. als „obrigkeitshöriges Schlafschaf“ und ließ sich verschwörungsideologisch über Corona-Maßnahmen aus. Als sich auch ein weiterer Zeuge vor ihm aufbaute, folgte er schließlich den nachdrücklichen Aufforderungen der Zeugen, die Bahn zu verlassen, und stieg nach drei Stationen aus dem Waggon aus.
Ab 15.00 Uhr fand eine Kundgebung des LGBTIQ*feindlichen Bündnisses "Demo für alle" (DfA)vor dem Roten Rathaus statt. Der "Buss der Meinungsfreiheit" zog auf seinem zweiten Tour-Stopp jedoch nur ca 15 Personen an, die den Ausführungen des Teams rund um Organisatorin Hedwig von Beverfoerde zuhörten. Unter den Kundgebungsteilnehmenden waren auch zwei Mitglieder der AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhauses. Die Kundgebung wurde jedoch von mehreren rechten Video-Bloggern live gestreamt und erreichte schnell fünfstellige Aufrufzahlen. Als "aktuellen" Anlass der Tour nutzt Beverfoerde den in den letzten Jahren bekannt gewordenen Skandal um den 2008 verstorbenen Sexualpädagogen Helmut Kentler, auf dessen Betreiben Jugendämter Kinder und Jugendliche an pädophile Pflegeväter gaben. Beverfoerde instrumentalisierte diese Jahrzehnte zurückliegenden Missbrauchsfälle und forderte, dass die angeblich mit Kentler "untrennbar verwobene Sexualpädagogik konsequent aus Lehr- und Bildungsplänen, Unterrichtsmaterialien, Studiengängen und Ausbildungen entfernt" werde solle. Mit dieser instrumentellen Verknüpfung des Skandals mit dem gewohnten Skandalisierungsversuch von angeblicher "Frühsexualisierung" und "Gender-Ideologie", stellt die DfA ihre Kritiker*innen und Homosexuelle als Befürworter*innen von Pädophilie dar und verschärft die Hetze gegen alles, was sie mit ihrem Feindbild "Gender-Ideologie" in Verbindung bringt.