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01.08.2020   Bezirk: Mitte

Bundesweite, verschwörungsideologische Kundgebung im Tiergarten


Bundesweit hatten zahlreiche Gruppen, vor allem aus dem breiten Protestspektrum gegen Corona-Maßnahmen, zum "Tag der Freiheit" nach Berlin mobilisiert. Aber auch zahlreiche Gruppierungen der extremen Rechten und der Reichsbürgerbewegung hatten erfolgreich nach Berlin mobilisiert. Neben KenFM, der NPD, dem III. Weg und der rechtsextremen „Patriotic Opposition Europe“ um Eric Graziani, mobilisierte auch das extrem rechte „Compact“-Magazin zur Teilnahme, dessen Ausgaben während der Demonstration verteilt wurden. So fand sich ein breites Spektrum der Mischszene von Coronaleugner*innen, Verschwörungsideolog*innen, Reichsbürger*innen, Esoteriker*innen, Impfgegner*innen und extremen Rechten ein, übergreifend verbunden durch den Glauben an Verschwörungsideologien. Ab 15:30 fand die rechtsoffene Hauptkundgebung „Tag der Freiheit – Das Ende der Pandemie“ an der Straße des 17.Juni (Siegessäule bis Yitzhak-Rabin-Straße) mit bis zu 22 000 Teilnehmenden statt. Es gab mehrfach Bekenntnisse zur verschwörungsideologischen QAnon-Bewegung. Michael Ballweg, Initiator der Initiative „Querdenken 711“, bezog sich auf den Slogan der QAnon-Anhänger*innen, „Where we go one, we go all“,und erhielt hierfür viel Zuspruch aus dem Publikum. Weiter sagte er in seiner Rede: „Für mich steht das ‚Q‘ für das englische Wort ‚question‘. Eine Gruppe von Fragestellern, die uns zum Nachdenken und Recherchieren anregen.“ Auch Oliver Janich konnte sich durch einen kurzen Einspieler von der Bühne präsentieren. Er gilt als einer der aktivsten Verbreiter von QAnon-Erzählungen in Deutschland über seinen Telegram-Kanal. Zudem veröffentlicht die rechtsextreme Zeitschrift Compact in den vergangenen Wochen immer wieder Teile eines Interviews mit Janich und Xavier Naidoo. Des Weiteren sprach Heiko Schrang, dessen Anhänger*innenschaft auf Versammlungen gegen die Corona-Maßnahmen stark vertreten und meist durch das Tragen eines T-Shirts mit seinem Logo erkennbar ist. Schrang sprach auf der Bühne von „Politdarstellern“, welche nur „zeichnungsbefugte Schriftführer“ unter anderem der „Hochfinanz“ seien. Für diese Aussage erhielt er Applaus. Der Begriff der „Hochfinanz“ ist eine Chiffre, die auf ein antisemitisches Welterklärungsmodell zurückgeht. Vertreten im Publikum war zudem Nikolai Nerling, ein rechtsextremer Videoblogger, der in seinen Videos mehreren verurteilten Shoah-Leugner*innen eine Bühne bot und selbst in erster Instanz wegen Volksverhetzung verurteilt wurde. Am vergangenen Samstag wurde Nerling von dem Pressesprecher von „Querdenken 711“ mit einer Umarmung begrüßt. Auch der Verschwörungsideologe Attila Hildmann, der seit Mai 2020 auf Versammlungen und auf seinem Telegram-Kanal zahlreiche antisemitische Äußerungen tätigte, war vor Ort und verbreitete antisemitische Verschwörungsmythen von einem angeblichen „globalen Genozid von sieben Milliarden Menschen“, den „die Weltbanker“, „Familien wie Rothschilds und Rockefeller“, umsetzen würden. Anwesend waren aber auch erkennbare Neonazis der NPD und des "III. Wegs".

Quelle: Registerstelle Mitte, Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS), Jüdischen Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA), Tagessspiegel vom 02.08.2020
 
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