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13.11.2024 Koordinierung der Berliner Register

Neonazi-Aktivitäten rund um die DJV-Demonstration am 19.10.2024


Am 19. Oktober 2024 kam es in Berlin-Marzahn-Hellersdorf zu einer Neonazi-Demonstration, organisiert von den rechtsextremen Gruppierungen „Deutsche Jugend voran“ (DJV) und „Jung und Stark“ (JS). Die Veranstalter hatten bundesweit mobilisiert und gezielt versucht, eine zur gleichen Zeit geplante feministische Demonstration zu stören. Die Registerstellen dokumentierten mehrere Vorfälle im zeitlichen Umfeld der Demonstration. Dazu zählten Übergriffe und Drohungen gegen Journalist*innen und Menschen, die von den Neonazis als „links“, queer oder migrantisch eingeordnet wurden. Deshalb lohnt es sich einen Blick auf diese Gruppierungen zu werfen.

Wer ist die DJV?

Die Gruppen DJV und JS entstanden erst im Laufe des Jahres 2024. Sie vernetzen sich vorwiegend über Social-Media-Kanäle, wie Instagram oder TikTok. So gelingt es ihnen junge Menschen mit einer (extrem) rechten Orientierung anzusprechen. Die Gruppierungen funktionieren wie lose Zusammenschlüsse, die sich dynamisch entwickeln. Dennoch gibt es einen festen Personenkreis, der regelmäßig organisatorische Funktionen wie Sprecherrollen oder Ordnerdienste bei Versammlungen übernimmt. DJV und JS sind Teile von neuen bundesweiten Netzwerken, in denen sich vorwiegend junge Neonazis verschiedener Organisationen und Gruppen zusammenschließen. Ihr Ziel ist es, durch öffentlichkeitswirksame Aktionen Aufmerksamkeit zu erregen, rechte Ideologien auf der Straße zu verbreiten und andere Jugendliche einzuschüchtern. Bei Störaktionen von Christopher-Street-Day-Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet waren auch Akteure aus Berlin beteiligt (u.A. (u.A. Görlitz, Wismar, Zwickau, Magdeburg, Leipzig). Besonders auffällig ist die sehr junge Altersstruktur, so wie die stilistische Entlehnung an die Neonazi-Ästhetik der 1990er Jahre. Inszeniert wird dabei ein Männlichkeits- oder Körperkult sowie historische Bezüge auf eine (Ost)deutsche Identität. Das Weltbild ist geprägt von klassischen Elementen der extremen Rechten wie der Verherrlichung des Nationalsozialismus. Ihr gewaltbereites Auftreten richtet sich vorrangig gegen politisch Andersdenkende und queere Personen.

Neue extrem rechte Jugendkultur

Die extrem rechten Vorfälle vom 19.Oktober 2024 reihen sich ein in einen massiven Anstieg von erfassten Vorfällen bei den Registerstellen im Jahr 2024 in den Ostberliner Randbezirken. Eine Erklärung für diesen Anstieg bietet das Erstarken einer neuen extrem rechten Jugendkultur, die ihren Schwerpunkt momentan auf dem Verbreiten von Propaganda (Aufkleber und Sprühereien), Verteilaktionen vor Schulen, Kampfsportrainings und Einschüchterungsversuchen gegenüber linken, queeren und migrantisch wahrgenommenen Jugendlichen legt. Nicht nur die Gruppierungen “JS” und "DJV" treten dabei in Erscheinung. Besonders präsent ist die Nationalrevolutionäre Jugend (NRJ), die Jugendorganisation des III. Wegs. Hinzu kommen Jugendliche, deren extrem rechte Überzeugung durch Szene-Codes und Aktivitäten im Alltag erkennbar wird, die aber nicht zwingend einer der bestehenden Gruppierungen angehören. Die Präsentation der Aktionen in sozialen Netzwerken übernehmen bei diesem Klientel nicht nur eine vernetzende Funktion, sondern auch eine identitätsstiftende und mobilisierende.

Vorfälle, die im Zusammenhang mit der extrem rechten Demonstration am 19.10.2024 erfasst wurden

18.10.2024: Neonazistische Propaganda im Vorfeld einer feministischen Demonstration (Marzahn-Hellersdorf)                            

In der Nacht vor einer angekündigten feministischen Demonstration in Marzahn wurden neonazistische und gegen politische Gegner*innen der extremen Rechten gerichtete Statements nahe des Auftaktortes in der Raoul-Wallenberg-Straße angebracht. Zum einen handelte es sich hierbei um einen Aufkleber mit der Aufschrift "FCK Antifa" (=Fuck Antifaschismus). Zum anderen handelte es sich um ein Transparent mit der Aufschrift "STOPPTden,LInkenTeRROR IN, DEUTSCHLAND" (Fehler im Original), das an einer Werbetafel angebracht wurde. Auf dem Social Media-Profil der Gruppierung "Deutsche Jugend Voran" (DJV) befindet sich ein Foto von Neonazis, die mit angezündeter Pyrotechnik vor dem beschriebenen Transparent posieren. In den vergangenen Jahren kam es in Marzahn-Hellersdorf stets in der Nacht vor demokratischen, queeren und antifaschistischen Veranstaltungen zu provozierenden Markierungen der Veranstaltungsorte durch Neonazis.

Quelle: Augenzeug*in

19.10.2024: Bedrohung von Journalist*innen durch Teilnehmende einer neonazistischen Demonstration (Marzahn-Hellersdorf)                          

Am Nachmittag fand eine neonazistische Demonstration in Marzahn statt. Durch Teilnehmende des Neonaziaufmarsches kam es im Verlauf der Versammlung wiederholt zu Bedrohungen und Feindmarkierungen gegenüber anwesenden Journalist*innen. Dabei wurde den Journalist*innen u.a. mit den Worten "Ich kriege euch alle" angedroht, dass man sie noch zu einem späteren Zeitpunkt angreifen werde. Im Anschluss veröffentlichten Neonazis auf Social Media Fotos sowie Videomaterial von Journalist*innen, um diese als mutmaßlich politische Gegner*innen der extremen Rechten zu markieren und einzuschüchtern.

Quelle: Augenzeug*in

19.10.2024: Neonaziangriff auf Journalist*in (Marzahn-Hellersdorf)              

Am Nachmittag und frühen Abend fand eine Neonazi-Demonstration in Marzahn-Mitte statt. Im Umfeld der Demonstration kam es zu einer Körperverletzung zum Nachteil eine*r Pressevertreter*in durch eine neonazistische Versammlungsteilnehmerin.

Quelle: Polizeimeldung Nummer 2130 vom 20.10.2024

19.10.2024: Rassistische Beleidigung und Pöbelei von Teilnehmenden einer Neonazi-Demonstration gegen eine*n Passant*in (Marzahn-Hellersdorf)                            

Vor einem Supermarkt in der Raoul-Wallenberg-Straße wurde ein*e Passant*in von Teilnehmenden einer neonazistischen Demonstration anti-Schwarz rassistisch beleidigt. Die neonazistische Versammlung zog zu diesem Zeitpunkt an dem Supermarkt vorbei als einzelne Neonazis aggressiv gegen den*die Passant*in pöbelten. Die Polizei musste die Neonazis von dem*der Passant*in abdrängen, um einen gewalttätigen Übergriff zu verhindern.

Quelle: Augenzeug*in

19.10.2024: Neonazistischer Angriff auf zwei Demonstrationsteilnehmer*innen (Marzahn-Hellersdorf)             

Am frühen Abend wurden zwei Teilnehmer*innen einer feministisch antifaschistischen Demonstration in der Mehrower Allee von mehreren Neonazis angegriffen als sie sich von der Veranstaltung entfernten.

Quelle: Augenzeug*in

19.10.2024: Neonazi-Angriff in der S-Bahn (Lichtenberg)            

In der S7, zwischen den Stationen Friedrichsfelde Ost und Lichtenberg, wurde eine Person am späten Abend aus einer Gruppe von etwa 20 Neonazis heraus angegriffen. Als sie eine Person mit Antifa-Aufnäher in der Bahn entdeckten, vermummten sie sich und überklebten die Überwachungskameras mit Aufklebern. Anschließend attackierten mehrere Neonazis die Person mit Faustschlägen, zerrten an der Jacke und forderten, diese herauszugeben. Der Gruppe gelang es nicht, die Kleidung in ihren Besitz zu bekommen, weil die angegriffene Person sich vehement weigerte und mehrere Fahrgäste intervenierten. Sie wurden dabei ebenfalls von den Neonazis beleidigt und bedroht.

Quelle: Meldeformular des Berliner Register

19.10.2024: Neonazi-Aufkleber im Weitlingkiez (Lichtenberg)

Am späten Samstagabend wurden im Weitlingkiez eine erhebliche Anzahl extrem rechter Aufkleber mit der Aufschrift: "FCK ANTIFA" entdeckt. Normalerweise erhält das Lichtenberger Register 1-2 Meldungen täglich aus dem gesamten Bezirk. Entlang der Heinrichstraße wurden jedoch Sticker-Routen mit über 60 Aufklebern entdeckt, die dann entfernt wurden. Außerdem beobachteten Anwohner*innen, wie Neonazis in szenetypischer Kleidung am späten Samstagabend durch den Lichtenberger Nord-Kiez zogen.

Quelle: Lichtenberger Register

19.10.2024: Neonazi-Versammlung am Brandenburger Tor (Mitte)                           

Auf dem Pariser Platz hielten etwa 20 Personen aus dem Umfeld der Neonazi-Gruppe "Jung und Stark" eine Propagandaaktion ab. Sie hielten Fahnen hoch und zündeten Feuerwerk.

Quelle: Berliner Register

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