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30.03.2023 Register Pankow

Jahresauswertung Pankower Register 2022


Für den Bezirk wurden im Jahr 2022 insgesamt 387 Vorfälle aufgenommen. Im Vergleich zum Vorjahr sind dies rund 40 Vorfälle mehr (2021: 343, 2020: 248). Der Anstieg liegt fast ausschließlich in der Zunahme gemeldeter Propagandavorfällen (2022: 290, 2021: 241, 2020: 158) und verteilt sich auf die Ortsteile Prenzlauer Berg, Weißensee und Buch. Hierbei spielt ein starkes Aufkommen von Shoa-relativierenden Sprühereien, aber auch das Verkleben von Aufklebern (extrem) rechter Onlineversandhäuser und der extrem rechten Partei „Der III. Weg“ eine wesentliche Rolle.

Am Rande oder auf den Routen von verschwörungsideologischen Veranstaltungen wurden immer wieder solche Aufkleber entdeckt. Ebenso versprühten Personen, die vermutlich einem rechtsoffenen bis rechten Milieu zuzuordnen sind, zahlreiche Parolen, u.a. gegen Antifaschismus. Besonders betroffen davon war der Ortsteil Blankenburg. Darüber hinaus sind Sympathisant*innen und/ oder Mitglieder der extrem rechten Partei „Der III. Weg“ aktiver im Bezirk gewesen und haben eine Vielzahl an Aufklebern dieser Partei und ihrer Jugendorganisation NRJ (Nationalrevolutionäre Jugend) verklebt sowie Flyer in Briefkästen verteilt. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Großteil dieser Propaganda durch die aktive und antifaschistische Zivilgesellschaft entfernt wurde.

Die verzeichnete Zahl der Angriffe blieb im Vergleich zum Vorjahr fast gleich (2022: 28, 2021: 27, 2020: 35). Gleiches gilt für Beleidigungen/ Bedrohungen/ Pöbelei (2022: 45, 2021: 51, 2020: 37). Bei beiden Vorfallskategorien war Rassismus das Hauptmotiv. Medial wurde Anfang Februar ein brutaler rassistischer Angriff auf eine Frau (17 Jahre) an der Straßenbahnhaltestelle Greifswalder Straße bekannt - erst nachdem diese selber ihr Erlebtes auf Social Media darstellten musste, um der bis dahin veröffentlichten Meldung der Polizei sowie den Darstellungen in den Medien zu widersprechen. Dieser Vorfall hat gezeigt, wie schwer es Betroffene oft haben, dass ihr Erlebtes wahrgenommen und anerkannt wird.

Einen leichten Anstieg gab es bei gemeldeten, antisemitischen Vorfällen (2022: 54, 2021: 49, 2020: 21). Diese waren 2021 beunruhigend stark angestiegen und haben sich auf diesem hohen Niveau gehalten. Den Großteil antisemitischer Vorfälle machen Shoa-relativierende Sprühereien aus.

Die hohe Zahl der Meldungen im letzten Jahr ist der Vielzahl der Melder*innen im Bezirk zu verdanken. Die aktive und antifaschistische Zivilgesellschaft hat dazu beigetragen, dass (extrem) rechte und diskriminierende Vorfälle im Bezirk sichtbar und bekannt werden konnten. Euch allen gilt ein großer Dank!

Angriffe und Bedrohungen/ Beleidigungen auf gleichen Niveau – Rassismus ist das Hauptmotiv

Die Zahl der erfassten Angriffe ist im Vergleich zum Vorjahr weitestgehend gleichgeblieben (2022: 28, 2021: 27, 2020: 35). Wie im Vorjahr wurden die Daten des Berliner LKA aus Datenschutzrechtlichen Gründen nicht an zivilgesellschaftliche Akteure übermittelt. Aus dem Grund muss auch in diesen Jahr die Zahl mit Vorsicht betrachtet werden. Es kann vermutet werden, dass die Zahl der Angriffe höher liegt als im Pankower Register verzeichnet. Dennoch bewegen sich die Gewaltdelikte seit 2015 auf einem leicht schwankenden, aber ähnlichen Niveau.

Im Jahr 2022 fanden die meisten Angriffe im Prenzlauer Berg (9), Berlin-Buch (7) und Pankow-Zentrum (6) statt. Die hohe Zahl in Berlin-Buch ist hierbei auffällig, da der Ortsteil mit knapp 16.000 Einwohner*innen im Gegensatz zu Prenzlauer Berg und Pankow-Zentrum sehr klein ist, aber recht viele Angriffe hat.

Im Prenzlauer Berg gab es vier rassistische, drei LGBTIQ*-feindliche, einen antisemitischen Angriff und einen Angriff gegen den politischen Gegner*in. In Berlin-Buch richteten sich drei Angriffe gegen den politischen Gegner*in und vier hatten Rassismus als Motiv. In Pankow-Zentrum gab es vier rassistische Angriffe und zwei richteten sich gegen den politischen Gegner*in. Darüber hinaus gab es drei rassistische Angriffe in Weißensee, zwei in Niederschönhausen und einen in Karow.


10.03.2023 Antisemitischer Angriff im Prenzlauer Berg

In der Storkower Straße in einem Hostel hat ein Mann einem anderen Mann seine Kippa vom Kopf geschlagen. Anschließend ist der Angreifer auf der Kippa herumgetrampelt und hat den Betroffenen mehrfach ins Gesicht geschlagen. Der Angreifer forderte den Betroffenen dazu auf "Free Palestine" zu rufen.

Quelle: Jüdische Allgemeine vom 10.03.2022

06.06.2023 LGBTIQ*feindlicher Angriff im Prenzlauer Berg

In der Nacht von Sonntag auf Montag wurde ein Mann von einem anderen Mann erst homophob beleidigt und anschließend ins Gesicht geschlagen. Dem Betroffenen wurde von einem unbekannten Mann die Mütze vom Kopf gerissen. Der Betroffene wurde anschließend homophob beleidigt und der Unbekannte schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Der Unbekannte flüchtete. Der Betroffene versuchte diesen zu verfolgen, stürzte aber bei der Verfolgung.

Quelle: RBB24 vom 6.6.2022

04.07.2023 Rassistischer Angriff in Karow

Zwei Mädchen waren auf der Piazza in Karow auf dem Weg zu einem Supermarkt. Drei Mädchen (ca. 15 Jahre) stehen an der Ampel hinter den beiden und tätigen rassistische Beleidigungen. Die beiden betroffenen Mädchen ignorieren die Beleidigungen und setzen ihren Weg fort. Als sie mit dem Einkauf fertig sind, werden sie von einem der Mädchen, die vorher an der Ampel warteten, angesprochen und bedrängt. Anschließend wird ein Mädchen geschubst und in den Bauch getreten. Danach zieht die Angreiferin die Betroffene an den Haaren und schmiert ihr Handdesinfektionsgel in die Haare. Ein Mann greift ein und trennt die beiden. Die Angreiferin und ihre Freundinnen entfernen sich.

Quelle: Meldeformular "Berliner Register"


Beleidigungen/ Bedrohungen sind im Vergleich zum Vorjahr zwar leicht gesunken, aber auf einem ähnlichen Niveau (2022: 45, 2021: 51, 2020: 37). Weit mehr als die Hälfte geschahen hierbei im Prenzlauer Berg (26), jeweils vier wurden in Weißensee und Pankow-Zentrum getätigt, jeweils drei in Berlin-Buch und Karow, eine in Niederschönhausen und eine in Heinersdorf. Rassismus war hier mit 31 Vorfällen das Hauptmotiv (2021: 31), darüber hinaus hatten sieben Vorfälle LGBTIQ*-Feindlichkeit als Motiv (2021: 3), drei Antisemitismus (2021: 9), einer Behindertenfeindlichkeit (2021: 0) und einer Politischer Gegner*in (2021: 4).


25.02.2022 Rassistische Bedrohung in Pankow-Zentrum

Ein Schwarzer Mensch ging an einer Bar in der Wollankstraße Ecke Brehmestraße vorbei. Vor der Bar rauchten drei Personen. Diese begannen anti-Schwarze rassistische Beleidigungen zu tätigen. Die drei Personen näherten sich der Schwarzen Person in aggressiver Weise. Sie machten sich über die Angst des Schwarzen lustig.

Quelle: Register Mitte / narud e.V.

19.05.2022 Behindertenfeindliche Beleidigung und Bedrohung in Weißensee

In Weißensee wurde ein Jugendlicher mit Down Syndrom von einem Fahrradfahrer behindertenfeindlich beschimpft, beleidigt und bedroht. Ein Zeuge hatte das beobachtet und die Polizei gerufen.

Quelle: Twitter vom 19.05.2022

31.12.2022 Homofeindliche Beleidigung im Prenzlauer Berg

Gegen 16.00 Uhr beleidigte in einem Imbiss ein Gast (50 Jahre) einen anderen Gast (35 Jahre) homofeindlich. Anwesende Polizeibeamte in Zivil bemerkten den Vorfall und leiteten ein Ermittlungsverfahren gegen den 50-Jährigen ein.

Quelle: queer.de vom 01.01.2023


Hohe Anzahl an Bedrohungen/ Beleidigungen und starke Zunahme an Propaganda im Prenzlauer Berg

Die Vorfallszahlen sind im Prenzlauer Berg im Vergleich zu den anderen Ortsteilen in den letzten Jahren immer am höchsten (2022: 131, 2021: 95, 2020: 82). Ein Anstieg von über 40 Vorfällen ist hierbei bei den Propagandavorfällen zu sehen. Waren es 2021 noch 47 Propagandavorfälle, so waren es im letzten Jahr 93. Die Anzahl der Angriffe ist leicht gesunken (2022: 9, 2021: 13), wohingegen sich die Vorfälle, welche Beleidigungen/ Bedrohungen ausmachen, auf einem ähnlichen Niveau bewegen (2022: 26, 2021: 27).

Rassismus ist bei den Vorfällen generell das Hauptmotiv (2022: 35, 2021: 34), dicht gefolgt von antisemitischen Vorfällen (2022: 31, 2021: 28), bei denen Shoa-relativierende Sprühereien im Vordergrund stehen. Die rechte Selbstdarstellung hat stark zugenommen (2022: 30, 2021: 13), was auf eine Zunahme von (extrem) rechter und verschwörungsideologischer Propaganda zurückzuführen ist. Ebenso gestiegen sind Vorfälle mit dem Motiv LGBTIQ*-Feindlichkeit (2022: 10, 2021: 4). Die Verharmlosung des Nationalsozialismus ist gestiegen (2022: 13, 2021: 9)


05.02.2022 Rassistischer Angriff im Prenzlauer Berg

Eine Frau (17 Jahre) wurde an der Straßenbahnhaltestelle Greifswalder Straße von mehreren Personen, männlich und weiblich, rassistisch beleidigt, ins Gesicht gefasst, geschlagen und getreten. Die umstehenden Personen griffen nicht ein und leisteten keine Zivilcourage. Die Betroffene musste ins Krankenhaus und drehte dort ein Video, dass sie auf TikTok veröffentlichte. Die überregionale Presse hatte über den Vorfall berichtet, da die Pressemitteilung der Polizei so formuliert war, dass die Betroffene keine Maske getragen hätte und sich darum die Eskalation in der Straßenbahn ereignet hätte. Da dies nicht stimmte, korrigierte die Presse und die Polizei diese Täter-Opfer-Umkehrung nach der Veröffentlichung des Videos der Betroffenen.

Quelle: [moskito] Fach- und Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus, für Demokratie und Vielfalt


Anstieg (extrem) rechter Propaganda in Weißensee

Die Zahl der Propaganda stieg 2022 in Weißensee an (2022: 69, 2021: 55). Ursächlich hierfür ist eine Zunahme von Propagandaaktivitäten der extrem rechten Partei „Der III. Weg“, aber auch Aufkleber anderer (extrem) rechter Onlineversandhäuser. Darüber hinaus gab es immer wieder Aufkleber oder Sprühereien, die sich gegen Antifaschismus richteten. Die Zahl der Angriffe blieb gleich (2022: 3, 2021: 3), ebenso die die Anzahl der Beleidigungen/ Bedrohungen (2022: 4, 2021: 3).


09.07.2022 Rassistischer Angriff in Weißensee

Kurz nach Mitternacht ging eine Frau (37 Jahre) in eine Gaststätte in der Langhansstraße. Die Frau beleidigte eine andere Frau (39 Jahre) rassistisch. Die Angreiferin riss das Kopftuch der Betroffenen vom Kopf und schmiss das Kopftuch auf den Boden. Anschließend schlug die Angreiferin mehrfach gegen den Kopf und den Oberkörper der Betroffenen. Die Polizei wurde gerufen und trennte die Angreiferin von der Betroffenen.

Quelle: Tagesspiegel vom 9.07.2022


Relevante Abnahme an (extrem) rechter Propaganda in Pankow-Zentrum

Stark abgenommen hat die Anzahl der Propagandavorfälle in Pankow-Zentrum (2022: 54, 2021: 75). Die Zahl der Angriffe blieb ähnlich (2022: 6, 2021: 5), während die Zahl der Beleidigungen/ Bedrohungen relevant abnahm (2022: 4, 2021: 13). Ab Juli sind in dem Ortsteil alle Vorfälle stark gesunken.

Mit insgesamt 33 Vorfällen war rechte Selbstdarstellung das Hauptmotiv in diesem Ortsteil (2021: 32). Dies lässt darauf schließen, dass die Vorfälle von Menschen aus rechtsaffinen oder (extrem) rechten Milieus getätigt wurden. Einen starken Rückgang gab es bei rassistischen Vorfällen. Machten diese 2021 noch insgesamt 31 Vorfälle aus, waren es letztes Jahr lediglich 15. Antisemitische Vorfälle sind hingegen von sechs im Jahr 2021 auf zehn Vorfälle gestiegen. Darüber hinaus wurde in sechs Vorfällen der Nationalsozialismus (2021: 16) verharmlost und vier richteten sich gegen den politischen Gegner*in (2021: 10).


23.04.2022 Rassistischer Angriff in Pankow-Zentrum

Ein 25-jährige Mann wird in der Tram aufgrund von anti-Schwarzem Rassismus von einem Mann mit einem Stock auf den Kopf geschlagen. Der 25-Jährige erleidet Verletzungen am Kopf und wird stationär behandelt.

Quelle: ReachOut Berlin


Hohe Anzahl von Angriffen und rassistischer Propaganda in Berlin-Buch

In Berlin-Buch wurden knapp 20 Vorfälle mehr als im Vorjahr verzeichnet (2022: 41, 2021: 22). Insgesamt sieben Angriffe (2021: 1) ereigneten sich im Ortsteil und drei Bedrohungen/ Beleidigungen (2021: 1). Die Anzahl der Propagandavorfälle nahm zu (2022: 29, 2021: 20).

Insgesamt zwölf Vorfälle hatten das Motiv Rassismus (2021: 5), 16 stellen rechte Selbstdarstellung dar (2021: 7), in sechs wurde der Nationalsozialismus (2021: 6) verharmlost, vier richteten sich an den politischen Gegner*in (2021: 0), ein Vorfall hatte LGBTIQ*-Feindlichkeit (2021: 3) als Motiv und ein Vorfall Antisemitismus (2021: 1).


07.05.2022 Erneuter rassistischer Angriff auf Vater und Kind in Berlin-Buch

Ein Familienvater, der bereits eine Stunde zuvor vor einem Supermarkt in der Wiltbergstraße angegriffen wurde, wurde vor dem S-Bahnhof Buch erneut von drei Männern angegriffen. Der Vater war jetzt in Begleitung seines minderjährigen Sohnes. Der Vater wurde getreten und geschlagen. Der Sohn wurde ebenfalls geschlagen. Die eintreffende Polizei nahm die Anzeige auf, der Vater musste ambulant behandelt werden.

Quelle: [moskito] Fach- und Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus, für Demokratie und Vielfalt


Massive Sprühereien in Blankenburg

Seit 2020 sind die Vorfälle im Ortsteil stetig angestiegen. Es handelte sich hierbei fast immer um Propagandadelikte. 2022 kam es zu massiven Sprühereien, gerade in der zweiten Jahreshälfte. Hierbei wurden Strom- und Postkästen mit Sprühereien versehen, die sich gegen Antifaschismus richteten.


01.08.2022 Sprühereien gegen Antifaschismus in Blankenburg

Entlang der Strecke vom S-Bahnhof Blankenburg, Bahnhofstraße, Alt-Blankenburg, Karower Damm bis nach Karow hinein wurden Sprühereien an Post-, Strom-, Telekomkästen und Glascontainern entdeckt, die sich gegen Antifaschismus richteten. Die Slogans waren "Scheiß Antifa" oder "Fuck Antifa".

Quelle: [moskito] Fach- und Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus, für Demokratie und Vielfalt

Pankower Register_Jahresauswertung 2022

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