Broschüre "Jahresbericht 2021" erschienen
Die vierte Ausgabe des Jahresberichts der Berliner Registerstellen ist gedruckt. In diesem Heft geht es um das Jahr 2021. Aus Sicht der Registerstellen gab es zum einen Entwicklungen, die die Registerstellen und deren Struktur selbst betrafen, zum anderen wurden mit fast 5000 so viele Vorfälle wie noch nie erfasst. Und das ist keineswegs nur Anlass zu Sorge, sondern kann auch positiv bewertet werden.
Zunächst zu den Entwicklungen innerhalb der Registerstellen: Durch eine zusätzliche finanzielle Förderung aus dem Fonds des Landes Berlin für die Unterstützung von Betroffenen extremistischer Gewalt konnten die bestehenden Teilzeitstellen aufgestockt oder zusätzliches Personal in allen Bezirken eingestellt werden. Zudem wurde viel in Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit investiert. Das zusätzliche Personal half dabei, die Arbeit der Registerstellen bekannter zu machen, in den sozialen Netz- werken präsent zu sein und die alltägliche Arbeit zu erleichtern, zu der das Recherchieren und Eintragen von Vorfällen in die Datenbank gehört. Die Menschen, die 2021 bei einer Registerstelle beschäftigt waren, der steigende Bekanntheitsgrad der Register und vereinfachte Möglichkeiten, Vorfälle zu melden, trugen zu einem Anstieg der Zahlen im Vergleich zu den Vorjahren bei. Seit Anfang 2022 ist die neu gestaltete Internetseite öffentlich. Neu an ihr ist, dass sie barrierefrei und mehrsprachig ist und dass über ein Meldeformular Vorfälle direkt an die Register gesendet werden können.
Die Auswertung der Vorfälle zeigte, dass ein großer Teil in Zusammenhang mit der Pandemie stand. Darunter waren Demonstrationen und Autokorsos gegen die Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19, Chatgruppen mit antisemitischen Verschwörungserzählungen, Aufkleber und Parolen, bei denen sich Impfverweiger*innen als Widerstandskämpfer*innen ansahen und eine Vielzahl an Gleichsetzungen mit dem Nationalsozialismus. Die „Corona-Proteste“ und das Superwahljahr in Berlin führten dazu, dass die Propagandavorfälle deutlich anstiegen. Auch die Zahl antisemitischer Vorfälle erreichte mit mehr als tausend im Jahr 2021 ihren bisherigen Höchststand in Berlin. Mit über 1400 Vorfällen bleibt Rassismus das Motiv mit den meisten Vorfällen, trotz hoher Dunkelziffer. Hier waren es die strukturellen Benachteiligungen, die vermehrt dokumentiert werden konnten, d.h. Diskriminierungsfälle in der Schule, am Arbeitsplatz, am Wohnort, bei der medizinischen Versorgung oder im Umgang mit Ämtern. Der Ausbau von Beratungsangeboten in Berlin führt dazu, dass die Beratungsstellen ihre dokumentierten Diskriminierungsfälle an die Register weiterleiten können.
In diesem Heft werden in einem Überblicks-Artikel zunächst die Entwicklungen des Jahres 2021 in Berlin vorgestellt. Danach folgen Artikel, in denen für jeden einzelnen Bezirk die Schwer- punkte des Vorjahres benannt werden. Es gibt zwei zusätzliche Artikel, einen zu LGBTIQ*-feindlichen Vorfällen und einen an- deren zur neu eingeführten Kategorie „Antifeminismus“. Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin bereichert den Jahresbericht um eine Auswertung des Jahres 2021 und darüber hinaus stellen sich drei Beratungsstellen vor: L-Support, OFEK und die Antidiskriminierungsberatung Alter, Behinderung und chronische Erkrankung. In der Mitte des Heftes gibt es erstmalig Tabellen, die die Arten von Vorfällen und deren inhaltliche Zuordnung in den vergangenen fünf Jahren in allen Bezirken zeigen. Damit werden Vergleiche zwischen Bezirken auf einen Blick möglich.
Und weil es keine passendere Stelle gibt als diese, hier das Dankeschön an alle, die uns unterstützen als Anlaufstelle und die ihre Vorfälle an uns schicken. Ihr seid super!
Hier geht es zum Download der Broschüre