Auswertung 2020 für den Bezirk Reinickendorf
Die Auswertung des Register Reinickendorf für das Jahr 2020 ist nun online.
Im Jahr 2020 liegt die Anzahl der erfassten Vorfälle in Reinickendorf auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr und ist geringfügig gesunken (2020: 98, 2019: 107).
Wie in den übrigen Bezirken machte Propaganda den Großteil der Vorfälle aus. Dieser sank aber im Vergleich zum Vorjahr (2020: 36%, 2019: 44%). Im Gegensatz zu anderen Stadteilen gibt es in Reinickendorf keine sichtbar agierende Neonaziszene. Dennoch wurden dem Register Aufkleber von rechtsextremen Akteur:innen gemeldet, wie beispielsweise der Identitären Bewegung oder der Jugendorganisation der NPD.
Die Zahl der LGBTIQ*-feindlichen Vorfälle ist, wie in den Vorjahren, gestiegen (2020: 10, 2019: 6, 2018: 3). Der leicht steigende Trend antisemitisch motivierter Vorfälle ist weiterhin zu erkennen (2020: 8, 2019: 6, 2018: 3). Über die Hälfte der gemeldeten Vorfälle ist rassistisch motiviert (2020: 58%, 2019: 55%) und innerhalb dieser Kategorie ist ein deutlicher Anstieg von antimuslimischem Rassismus zu verzeichnen (2020: 28%, 2019: 12%). Anti-schwarzer Rassismus ist ebenfalls gestiegen (2020: 9%, 2019: 5%).
Besonders auffällig ist die Verdopplung der Angriffe. Diese Kategorie ist von 10 auf 20 Vorfälle gestiegen. 15 davon waren rassistisch motiviert, 5 davon antimuslimisch. Die Auswertung der einzelnen Vorfälle hat gezeigt, dass es sich bei den Tatorten um öffentliche Verkehrsmittel, Straßen, Supermärkte, Spielplätze oder Grünflächen handelte. Vorfälle passierten zu jeder Tageszeit. Betroffene waren sowohl einzelne Personen, genau wie Kinder und gemischtgeschlechtliche Personengruppen. Die Täter:innen waren überwiegend männlich, aber nicht ausschließlich: Beispielswiese wurden am 15. November 2020, gegen 17 Uhr, eine 37-jährige Frau und ihre drei Kinder, während sie in die U-Bahnlinie U6 im U-Bahnhof Alt-Tegel einstiegen, von einer 55-jährigen Frau rassistisch beleidigt, während sie in die U-Bahnlinie U6 im U-Bahnhof Alt-Tegel einstiegen. Eines der Kinder wurde von der 55-Jährigen getreten.
Die meisten Vorfälle konzentrierten sich, wie in den Vorjahren, auf die Ortsteile Tegel (2020, 2019: 22) und Reinickendorf (2020: 16, 2019: 23). Wittenau verzeichnet einen Rückgang (2020: 11, 2019: 23). Das ist auf den pandemiebedingten Rückgang von Veranstaltungen zurückzuführen. Frohnau und das Märkische Viertel lagen 2020 nahezu gleich auf. In Frohnau geschah im Frühjahr eine Angriffsserie (Sachbeschädigungen). Daher ist hier ein Anstieg an Vorfällen sichtbar (2020: 8, 2019: 1). Zehn Vorfälle wurden als bezirksweiter Vorfall eingetragen oder die genauen Orte sind nicht bekannt.