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18.10.2024 Register Lichtenberg

Antiziganismus in Lichtenberg


Schwarzer Aufkleber mit der Aufschrift: "Antiziganusmus stoppen."

Antiziganismus ist eine spezifische Form des Rassismus, der sich gegen Sinti*zze und Rom*nja sowie gegen Personen, die als „Z-Wort“ stigmatisiert werden, richtet. Antiziganismus hat eine lange Geschichte in unserer Gesellschaft. Hundertausende Sinti*zze und Rom*nja wurden während des Nationalsozialismus ermordet.

Vorurteile gegen Sinti*zze und Rom*nja halten sich hartnäckig. Es existieren unzählige menschenfeindliche Stereotype gegen sie. Ausgrenzung und Diskriminierung erfahren Sinti*zze und Rom*nja nicht nur auf der Straße, sondern auch auf struktureller und politischer Ebene. Nur selten werden diese Diskriminierungen sichtbar. Das liegt z.B. daran, dass es Sinti*zze und Rom*nja in gesellschaftliche Randlagen gedrängt werden und ihnen gesellschaftliche Teilhabe verwehrt bleibt. Das bedeutet, dass wir im Bereich Antiziganismus von einer hohen Dunkelziffer ausgehen müssen. Wahrscheinlich hat jede*r von uns schon einmal beobachtet, wie Personen, die dieser Gruppe zugerechnet werden, abfällig oder sogar gewaltsam behandelt wurden. In Hohenschönhausen wurde z.B. vor einem Jahr eine Frau, die nach Geld fragte körperlich angegangen.

Das Lichtenberger Register hat in den letzten zehn Jahren 74 antiziganistische Vorfälle erfasst. Vorfälle, die dem Bereich Antiziganismus/Rassismus gegen Sinti*zze und Rom*nja zugeordnet werden, machen weiterhin einen kleinen Teil der Gesamtmeldungen aus. Da der Großteil der Meldungen aus den Beratungsstellen stammt, werden die Vorfälle stark anonymisiert. Dies dient dem Schutz der Betroffenen vor weiteren Nachteilen, erschwert jedoch das Verständnis für Interessierte etwas.

Auffällig ist, dass knapp die Hälfte, dem Bereich der strukturelle Benachteiligungen zuzuordnen ist. Das bedeutet, dass Personen beispielsweise beim Amt, Jobcenter oder in der Schule benachteiligt werden. Oft geht es dabei um Sachleistungen, die das Überleben sichern. Beratungsstellen wie Amaro Foro e.V. stehen den Betroffenen zur Seite.

Rund ein Viertel der Vorfälle gingen auf Bedrohungen und Beleidigungen zurück, darunter beispielsweise Beleidigungen gegen Sinti*zze und Rom*nja, die in sozialen Medien verbreitet wurden. In einer regionalen Facebook-Gruppe wurden Mitte dieses Jahres mehrere rassistische Beiträge verfasst. Unter einem Foto mit einem Feuerwehrwagen schrieb jemand: "Haben sich nun die Roma aus dem Hagenower Ring selbst abgefackelt?". Weitere dokumentierte Diskriminierungen zeigen, dass sich die Vorurteile so hartnäckig halten, dass auch Mitarbeiter*innen in der sozialen Arbeit vor antiziganistischen Ansichten nicht gefeit sind. Dazu zählen beispielsweise pauschalisierende Aussagen, dass sich Rom*nja nicht richtig um ihre Kinder kümmern würden.

Das Lichtenberger Register hat in den vergangenen Jahren vier Angriffe dokumentiert. Im Januar 2017 ereignete sich ein besonders dramatischer Vorfall: Am Abend griff ein junger Mann, begleitet von weiteren Männern, ein Mädchen auf dem Bahnsteig des U-Bahnhofs Tierpark an. Er bepöbelte drei junge Mädchen mit den Worten „Zig…-Schlampen“ und schlug einem von ihnen ins Gesicht. Als das Mädchen sich wehren wollte, packte er es heftig am Handgelenk und spuckte ihm ins Gesicht. Die restlichen 19 Meldungen betrafen beispielsweise rassistische Vorfälle wie Propaganda mit dem „Z-Wort“.

Aus der Forschung, den dokumentierten Vorfällen und den Beratungsstellen wissen wir, dass antiziganistischer Rassismus vielfach im Verborgenen bleibt. Die Betroffenen haben oft Angst vor weiterer Benachteiligung. Weiterhin braucht es Sensibilisierung, Aufklärung und Bewusstsein für antiziganistischen Rassismus.

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