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Das Projekt


Wir stellen das Projekt Berliner Register vor, wie wir arbeiten, wirken und woher unsere Vorfälle kommen.

Das Projekt

Die Berliner Register gehen vor gegen Diskriminierung und Ausgrenzung. Das machen sie, indem sie Vorfälle dokumentieren, die im Alltag in Berlin passieren. Es werden nur Vorfälle aufgenommen, die rassistisch, antisemitisch, LGBTIQ*-feindlich, antiziganistisch, extrem rechts, sozialchauvinistisch, behindertenfeindlich oder antifeministisch sind. Die Vorfälle werden von Bürger*innen über verschiedene Wege an das Register des jeweiligen Berliner Bezirks geschickt. Die Berliner Register sammeln die Meldungen, veröffentlichen sie als Einträge in einer Chronik im Internet und werten sie einmal jährlich aus. Die Ergebnisse können Politiker*innen, Mitarbeiter*innen der Verwaltung oder politisch engagierte Initiativen in ihre Entscheidungen einbeziehen, und dann Maßnahmen entwickeln, um gezielt gegen Diskriminierung und Ausgrenzung vorzugehen.

Der Unterschied zur Kriminalitätsstatistik

In die Dokumentation der Berliner Register fließen Vorfälle ein, die Bürger*innen im Alltag beobachten oder selbst erleben. Bei den Vorfällen handelt es sich um Aktivitäten der extremen Rechten, um rassistische Vorfälle im Alltag und Diskriminierung an verschiedenen Orten. Im Gegensatz zur Kriminalitätsstatistik der Polizei, beziehen die Register auch Vorfälle in die Dokumentation ein, die keine Straftaten sind oder die nicht angezeigt wurden. Dazu gehören Gewalttaten, Beleidigungen und Bedrohungen, Brandstiftungen, Sachbeschädigungen, Veranstaltungen, Aufkleber, Sprühereien oder diskriminierende Sprüche.

Warum arbeiten die Register in jedem Berliner Bezirk?

Berliner*innen leben, bewegen und engagieren sich in ihren Kiezen. Mit der Veröffentlichung eines Vorfalls wird für alle sichtbar, auf welche Weise Menschen in Berlin im Alltag Ausgrenzung erleben. Solche Vorfälle aufzunehmen ermöglicht den Betroffenen, ihre Erlebnisse zu schildern und mit ihren Problemen nicht allein zu sein. Durch die Veröffentlichung der Vorfälle und die aktive Beteiligung der Bürger*innen am Register wächst das Interesse für die Problematik der Diskriminierung, insbesondere in der eigenen Nachbarschaft. Das Gefühl, auch selbst betroffen sein zu können, die Betroffenen zu kennen oder den Tatort, erzeugt Solidarität mit jenen Menschen, die Diskriminierung und Ausgrenzung erfahren.

Die lokalen Bedingungen werden in die Auswertung einbezogen

Alle Vorfälle werden auf der Internetseite der Berliner Register (berliner-register.de) veröffentlicht. Für jeden Bezirk gibt es eine eigene Chronik. Jährlich werden alle Vorfälle pro Bezirk ausgewertet und einmal für die ganze Stadt. Daraus entsteht eine Beschreibung, aus der hervorgeht, an welchen Orten bestimmte Formen der Diskriminierung besonders häufig sind oder wo die rechte Szene ihre Aktionsschwerpunkte hat. Die Ergebnisse vermitteln den unterschiedlichen demokratischen Akteur*innen der Berliner Bezirke ein detailliertes und aktuelles Bild, auf das sie mit Maßnahmen reagieren können. Das sind Beispiele: Sie können Kiezspaziergänge organisieren, bei denen rechte Propaganda entfernt wird. Oder sie können Workshops auf den Weg bringen, in denen sich Menschen mit ihren eigenen Vorurteilen auseinandersetzen.

Lokale Anbindung fördert Akzeptanz der Ergebnisse

Je stärker die Strukturen und Menschen vor Ort an der Entstehung der Registerchronik mitarbeiten, desto größer ist ihr Interesse an der Auswertung. Weil sie daran beteiligt sind zusammenzustellen, was von den Berliner Registern ausgewertet wird, nehmen sie die Ergebnisse Ernst, auch wenn sie den Bezirk in einem schlechten Licht zeigen.

Dunkelfeld – viele Vorfälle werden nicht gemeldet

Es können nur die Vorfälle ausgewertet werden, die den Registern zur Kenntnis gelangen. Die Berliner Register erhalten Vorfälle von den Beobachtungen und Erlebnissen der Nachbar*innen, von Opferberatungsstellen wie ReachOut, der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin oder Pressemitteilungen der Berliner Polizei und aus weiteren Quellen. Die Berliner Register werten die Vorfälle nicht nur nach Häufigkeit aus, sondern vor allem qualitativ. Das heißt: Nicht nur die Anzahl der Vorfälle, sondern auch wie, wann und wobei sie stattfinden, wird in die Interpretation der Zahlen einbezogen.

Von einer Dunkelziffer an Vorfällen ist grundsätzlich auszugehen. Wenn aus einer Region mehr oder weniger Meldungen eingehen, kann das unterschiedliche Gründe haben: Ein Rückgang von Vorfällen in einer Region kann damit zu tun haben, dass eine besonders aktive Person, die jeden Tag rechte Parolen gemeldet hat, in einen anderen Bezirk umgezogen ist. Manchmal liegt es aber auch daran, dass ein Neonazi, der jeden Abend Hakenkreuze gesprüht hat, von der Polizei gestellt wurde und deshalb seine Aktivitäten einstellt. Um die Situation bewerten zu können, braucht es das Wissen von Anwohner*innen und von vor Ort Aktiven.

Die Anzahl an Meldungen in einem Register ist von verschiedenen Faktoren abhängig:

  1. von der Einbindung des Registers in lokale Netzwerke,
  2. vom Grad der Sensibilisierung dieser Netzwerke für Ausgrenzung und Diskriminierung,
  3. von der personellen Ausstattung und Ansprechbarkeit der Registerstelle und
  4. von tatsächlich stattfindenden Vorfällen, die zufällig beobachtet werden müssen.

Entstehung der Berliner Register

Das erste Register wurde 2005 in Pankow eingerichtet. Es sollte neben einer Dokumentation von Aktivitäten der extremen Rechten auch Diskriminierung im Alltag und in Behörden sichtbar machen. Seit 2016 sind in allen Berliner Bezirken Register eingerichtet. Zum Netzwerk der Berliner Register gehören weitere Community-basierte Dokumentationsstellen und über 230 Anlaufstellen.

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